KLINIK am RING
Wirbelsäulen-Zentrum
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Wirbelgleiten nennt man die Verschiebung zweier Wirbel gegeneinander. Am häufigsten ist das Gleiten des fünften Lendenwirbels gegenüber dem ersten Wirbel des Kreuzbeinmassivs (L5/S1), seltener ist das Segment zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel (L4/5) betroffen.
Die häufigste Ursache für ein Wirbelgleiten ist die verschleißbedingte Instabilität eines Bewegungssegmentes. Dieses Wirbelgleiten tritt erst im höheren Lebensalter auf. Das klassische Wirbelgleiten, welches bereits bei jungen Menschen zu beobachten ist, entsteht durch einen angeborenen Defekt im gelenktragenden Teil des Wirbelbogens, die sogenannte „Spondylolyse“. Diese Unterbrechung der knöchernen Wirbelstruktur ermöglicht die Gleitbewegung des Wirbels nach vorne.
Durch das Wirbelgleiten wird a) die Querschnittsfläche des Wirbelkanals und b) die Querschnittsfläche der Nervenaustrittslöcher verkleinert. Die Nerven müssen die Gleitbewegung mitmachen, wodurch sie unter Zug geraten. Durch die Zugbelastung und die Einengung der austretenden Nerven entstehen Schmerzen, Taubheit und sogar Lähmungen in den Beinen. Rückenschmerzen entstehen durch die Überlastung der kleinen Wirbelgelenke und der Muskulatur durch die Fehlstellung der Wirbel zueinander.
Die sorgfältige körperliche Untersuchung zeigt zudem ein vermehrtes Hohlkreuz. Ergänzend werden Röntgenaufnahmen der Lendenwirbelsäule von vorne und von der Seite durchgeführt. Hier kann der Arzt die Form der Wirbelsäule beurteilen, ein Versatz oder einer Verdrehung zweier Wirbelkörper zueinander sind leicht zu erkennen. Funktionsaufnahmen, das heißt eine seitliche Röntgenaufnahme in Vor- und Rückneige des Rumpfes, zeigen dann deutlicher die Instabilität. Die Kernspintomographie dient der Beurteilung des Wirbelkanals, der Bandscheiben und der kleinen Wirbelgelenke und zeigt nicht zuletzt den Zustand der Rückenmuskulatur.
Die Betroffenen werden über 4-6 Monate streng konservativ behandelt mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten, welche als Tabletten eingenommen werden oder durch entsprechende Injektionen an die kleinen Wirbelgelenke und die betroffenen Nervenwurzeln gelangen. Die Krankengymnastik kräftigt die Rücken- und vor allem Bauchmuskulatur, die Physikalische Therapie entspannt die schmerzenden Muskelstränge. Unter Umständen kann auch ein leichtes Korsett getragen werden.
Eine Operation ist nur vonnöten bei
Bei der „Posterioren Lumbalen Interkorporellen Fusion“, kurz „PLIF“ genannt, erfolgt der Operationszugang vom Rücken her. In den Wirbel oberhalb und unterhalb der betroffenen Bandscheibe werden jeweils zwei Schrauben eingesetzt. Die Schrauben werden nun auf jeder Seite durch einen Stab miteinander verbunden.
Der Wirbelkanal wird nun von hinten durch das Abtragen des Wirbelbogens erweitert, um Engstellen zu beseitigen. Dann wird die Bandscheibe von beiden Seiten entfernt. Statt der Bandscheibe werden nun zwei Platzhalter aus Kunststoff (sogenannte „Cages“) zwischen den Wirbeln platziert, welche die ursprüngliche Höhe und Neigung der Bandscheibe wiederherstellen.
Die „Transforaminale Lumbale Interkorporelle Fusion“ („TLIF“) ist eine Alternative zur PLIF und wird ebenfalls vom Rücken her operiert. Der große Vorteil liegt darin, dass diese Operation auch minimal-invasiv über mehrere kleine Inzisionen durchgeführt werden kann. Dies schont die darüber liegende Rückenmuskulatur, welche nicht vom Wirbelbogen abpräpariert werden muss. Der Platzhalter aus Kunststoff wird nur von einer Seite zwischen den Wirbeln platziert. Nun wird ein Stab auf beiden Seiten an den Schraubenköpfen befestigt.
Die TLIF ist eine muskelschonende Operationsmethode, die der Wirbelsäulenchirurg zur Stabilisierung eines Lendenwirbelsäulen-Segmentes heranzieht, wenn a) keine deutliche Wirbelkanalstenose vorliegt und b) keine aufwendigen Repositionsmanöver durchgeführt werden müssen.
Die „Anteriore Lumbale Interkorporelle Fusion“ („ALIF“) wird von vorne durchgeführt und ist die Methode der Wahl wenn eine Operation von hinten (dorsal) nicht durchgeführt werden kann. Bei der ALIF wird ein schonender Zugang durch die Bauchwandmuskulatur gewählt, bei dem kein Muskel durchtrennt werden muss. Nun kann bequem eine Bandscheibe entfernt werden und ein Platzhalter aus Kunststoff (= „Cage“) eingesetzt werden.
Beim klassischen Wirbelgleiten kann in seltenen Fällen eine direkte Verschraubung des Defektes im gelenktragenden Teil des Wirbelbogens durchgeführt werden.
Nach einer lumbalen Fusionsoperation kann der Patient bereits am ersten Tag nach der Operation aus dem Bett aufstehen. Sitzen ist sofort möglich. Der Patient erlernt Techniken, die es ihm ermöglichen, sich in den ersten Wochen nach der Operation rückenschonend zu bewegen. Nach dem 7-10tägigen Krankenhausaufenthalt sollte weiter ambulant stabilisierende Krankengymnastik durchgeführt werden, um die Rumpfmuskulatur zu kräftigen. Schritt für Schritt erlangt der Patient seine alte Mobilität und Selbstständigkeit zurück.
Die monosegmentalen Fusionsoperationen haben eine ausgezeichnete Prognose. Die Dekompression der Nerven verschafft den Patienten eine unmittelbare Beschwerdelinderung. Der postoperativ noch vorhandene Rückenschmerz verschwindet nach einigen Tagen. Nach einer sechswöchigen Phase der Schonung kann die Belastung sukzessive gesteigert werden. Ein Leben ohne Einschränkungen ist nach 4-6 Monaten die Regel. Eines der fünf lumbalen Bewegungssegmente ist zwar versteift, dessen Bewegung kann durch die Nachbarsegmente aber gut kompensiert werden. Ein vorzeitiger Verschleiß der Anschlussbandscheibe wird nicht in statistisch signifikantem Ausmaß beobachtet. Bei längerstreckigen Fusionsoperationen, kann es in Abhängigkeit von der Fusionsstrecke zu Problemen im Anschlusssegment kommen. Die Operation sollte daher so langstreckig wie nötig, aber so kurz wie möglich gehalten werden.