KLINIK am RING
Wirbelsäulen-Zentrum
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Der zervikale Bandscheibenvorfall (Zervix = Hals) kann zu akut einsetzenden Schmerzen im Arm, aber auch zu Taubheitsgefühlen und sogar Lähmungen führen. In den meisten Fällen ist eine konservative Behandlung der Beschwerden völlig ausreichend. Nur bei stärker ausgeprägten Lähmungserscheinungen ist eine Operation vonnöten, um einen dauerhaften Nervenschaden zu verhindern.
Die zervikalen Bandscheiben finden sich zwischen den sieben Halswirbelkörpern. Sie müssen – wie alle Bandscheiben des Körpers – zwei Aufgaben erfüllen: Zum einen stabilisieren sie die Bewegungen zweier benachbarter Wirbelkörper zueinander und schützen so das hinter den Halsbandscheiben im Wirbelkanal liegende Rückenmark. Diese Aufgabe übernimmt der faserige Ring, welcher die Halsbandscheibe nach außen hin abschließt. Dieses außerordentliche Gebilde ist so angelegt, dass sich bei jeder erdenklichen Bewegung immer ein Teil der darin befindlichen Bindegewebsfasern anspannt, bevor die Bewegung ein schädliches Ausmaß annimmt.
Die zweite Aufgabe ist das Auffangen und Umverteilen von Belastungen der Wirbelsäule. Diese Aufgabe übernimmt der gallertige Kern der Bandscheibe, welcher eine hohe Konzentration wasserbindender Eiweißmoleküle enthält. So wirkt die Bandscheibe wie ein wassergefülltes Kissen und dämpft die stoßartigen Belastungen des Alltags verlässlich ab.
Beim zervikalen Bandscheibenvorfall ist ein Teil des gallertigen Kernes der Bandscheibe durch den faserigen Ring ausgetreten und in den Wirbelkanal gepresst worden.
Ursächlich für den zervikalen Bandscheibenvorfall sind verschleißbedingte Veränderungen des Faserringes der Bandscheibe. So entstehen Risse, durch die der Bandscheibenkern heraustreten kann. Generell erhöht überdurchschnittlich harte körperliche Arbeit das Risiko für Verschleißerkrankungen der Wirbelsäule, ebenso wie wiederkehrende einseitige Belastungen oder angeborene Formveränderungen (Skoliose, Kyphose).
Der Bandscheibenvorfall kann auf eine der zu beiden Seiten den Wirbelkanal verlassenden Nervenwurzeln drücken. So entstehen Schmerzen, die in das von der jeweiligen Nervenwurzel versorgte Hautareal ausstrahlen. Ebenso können Taubheitsgefühle in diesem Areal und im schlimmsten Fall Lähmungen der Muskulatur entstehen. Tritt ein sehr großer Bandscheibenvorfall zentral in den Wirbelkanal hinein, so kann es in seltenen Fällen auch zu einer Druckschädigung des Rückenmarkes kommen. So kann eine Störung des Temperaturempfindens, des feinen Tastsinns, aber auch eine Gangunsicherheit entstehen.
Der geübte Wirbelsäulenspezialist kann meist anhand der geschilderten Beschwerden und seiner neuro-orthopädischen Untersuchung schon die Höhe und Lokalisation des vermuteten Bandscheibenvorfalls ermitteln. Zur Sicherung der klinischen Diagnose ist aber unbedingt eine aktuelle Kernspintomographie der Halswirbelsäule vonnöten. Hier kann der Arzt den Bandscheibenvorfall und seine topographische Nähe zu den einzelnen Nervenwurzeln und dem Rückenmark in ausgezeichneter Bildqualität beurteilen. Eine Belastung mit Röntgenstrahlen wie bei der Computertomographie tritt dabei nicht auf.
Ähnlich wie beim lumbalen Bandscheibenvorfall werden auch zervikale Bandscheibenvorfälle zunächst konservativ behandelt. Krankengymnastik und physikalische Therapie sowie die Einnahme entzündungshemmender und schmerzstillender Tabletten begleiten die symptomatische Infiltrationstherapie. Bei der sogenannten „periradikulären Therapie“ (PRT) wird unter CT-Kontrolle eine Kombination aus einem Schmerzmittel und einem entzündungshemmenden Präparat direkt an die betroffene Nervenwurzel injiziert. In der Regel sind drei bis vier Injektionen in wöchentlichem Abstand nötig, um die Schmerzen dauerhaft zu kontrollieren.
Wenn jedoch auch Lähmungserscheinungen vorliegen, ist in der Regel eine Operation indiziert, um die Nervenwurzel schnellstmöglich von dem Druck durch den Bandscheibenvorfall zu befreien. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich bereits ausgebildete Lähmungen wieder zurückbilden ist auch von der Dauer der Nervenwurzelkompression abhängig, weshalb nicht zu lange mit der Operation gewartet werden sollte.
Eine Operationsindikation kann auch bestehen, wenn die durchgeführte konservative Therapie über 6-8 Wochen nicht zum Erfolg führt und weiterhin Schmerzen und Taubheitsgefühle bestehen, die im Alltag vom Patienten als nicht zumutbar empfunden werden.
Die Operation des zervikalen Bandscheibenvorfalles erfolgt in der Regel von vorne, über einen kleinen querverlaufenden Hautschnitt von ca. 3-4 Zentimetern Länge.
Im Unterschied zur lumbalen Bandscheibenoperation wird bei der zervikalen Bandscheibenoperation die gesamte Bandscheibe entfernt. Unter dem Mikroskop wird der Bandscheibenvorfall aus dem Wirbelkanal entfernt. Nun muss der Wirbelsäulenchirurg sich entscheiden, was stattdessen zwischen den benachbarten Wirbelkörpern eingesetzt werden soll. Hier bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
Die „ventrale Nukleotomie“ also die operative Entfernung eines zervikalen Bandscheibenvorfalles von vorne erfolgt in Vollnarkose.
Der Krankenhausaufenthalt nach der Operation eines zervikalen Bandscheibenvorfalls beträgt ca. 2 Tage. Nach einer zervikalen Bandscheibenoperation sollte die Halswirbelsäule für drei Wochen in einer weichen Halskrause ruhiggestellt werden. Nach Ablauf der drei Wochen wird die Bewegung der Halswirbelsäule wieder frei gegeben. Nun können auch Sportarten wie Schwimmen und lockeres Joggen wieder aufgenommen werden. Alle anderen Sportarten sollten für mindestens drei Monate pausiert werden. Wenn eine Bandscheibenprothese implantiert wurde, entfällt die Ruhigstellung in der Halskrause.
Die Operation eines zervikalen Bandscheibenvorfalls durch einen erfahrenen Wirbelsäulenchirurgen ist ein risikoarmer Eingriff mit sehr guten Langzeitergebnissen. Die oft unerträglichen Nervenschmerzen sind meist unmittelbar nach der Operation verschwunden. Lähmungen und Gefühlsstörungen erholen sich in der Regel unter physiotherapeutischer Beübung. Ein Bandscheibenvorfall-Rezidiv ist ausgeschlossen, da die gesamte Bandscheibe bei der Operation entfernt wird. Wird das Segment durch einen von vorne eingesetzten Platzhalter versteift, so fehlt den Patienten ein Bewegungssegment. Dessen Funktion kann durch die sechs verbleibenden Bewegungssegmente der Halswirbelsäule aber sehr gut kompensiert werden.